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1. Theil 3 - S. 129

1880 - Stuttgart : Heitz
Letzte Tage und Tod Elisabeths. 129 gebung. Elisabeth war wie vom Donner gerührt. Als das Entsetzen ihr die Sprache wiedergab, brach sie in Wuth aus, schüttelte die sterbende Gräfin in ihrem Bette und schrie krampfhaft ihr zu: „Gott verzeihe Euch; ich aber vermag es nie!" So stürzte sie von ihr hinaus und überließ sich der trostlosesten Schwermuth. Sie verwarf allen Trost, wollte nicht essen und trinken, und warf sich winselnd zur Erde. Sprachlos, ihren Schmerz nur durch Stöhnen und Seufzen erleichternd, lag sie 10 Tage und 10 Nächte auf einem Teppich, den Kopf auf Kissen gelehnt, und kein Arzt konnte sie bereden, sich ins Bette zu legen oder Arznei zu nehmen. Sichtlich näherte sich ihre Auflösung. Die Vornehmsten des Reichs traten zu ihr und fragten, wen sie zu ihrem Nachfolger bestimmte? Sie nannte mit schwacher Stimme Jacob Vi. von Schottland, ihren nächsten Verwandten. Da der Erzbischof von Eanterbury sie ermahnte, ihr Herz Gott zuzuwenden, antwortete sie, das thue sie schon und nicht im geringsten entsernte sich ihr Herz von ihm. Bald darauf verlor sie die Stimme, ihre Sinne schwanden; sie fiel in einen ohnmächtigen Schlummer, aus dem sie nicht wieder erwachte. Fast 70 Jahre hatte diese merkwürdige Frau gelebt und 45 Jahre meist mit Ruhm regiert. Hätte sie es vermocht, den Reizungen der Eitelkeit zu widerstehen, — sie würde zu den größten Frauen, welche einen Thron zierten, gezählt werden können. Sie starb 1603. Unter Elisabeth lebte auch der berühmte Shakspeare (sprich Schäkspier), der Verfasser so vieler unvergleichlichen dramatischen Dichtungen. Er war der Sohn eines Wollhändlers in einer kleinen englischen Stadt (Stratford am Avon) und hatte anfangs dasselbe Geschäft getrieben, bis ihn ein Jugendstreich nöthigte, nach London zu flüchten, wo er als Schauspieler und Dichter auftrat. Seine Stücke sind auch ins Deutsche übersetzt, besonders von A. W. Schlegel, Tieck, Ulrict, Baudissin, I. H. Voß und seinen Söhnen, von Benda, Kauffmann u. a. Von Jacob I'. (1603—25) ist nicht viel zu sagen. Finster und in sich gekehrt, war er nicht dazu gemacht, sich die Liebe seiner Unterthanen zu erwerben, die unwillkürlich einen ihm sehr ungünstigen Vergleich zwischen ihm und seiner Vorgängerin anstellten. Sein steifes Aeußere, seine pedantische Gelehrsamkeit und seine Peinlichkeit in allen Dingen, wo er Entschlossenheit hätte zeigen sollen, entzogen ihm durchaus die Volksgunst. Einer Begebenheit Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 9

2. Theil 3 - S. 352

1880 - Stuttgart : Heitz
352 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und mit den Wissenschaften sich zu beschäftigen. Er hat 38 verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Sie sind aber in französischer Sprache geschrieben, welche der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu seiner Zeit wohl der Fall; allein selbst da, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland, Goethe und bald auch durch Schiller, einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Concert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders Morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasirend, im Zimmer auf- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten Sachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr großen Einfluß auf sein Gemüth gehabt. Sie stimmte seine Gefühle zur Sauftmuth und Milde, und diesen trefflichen Einfluß äußert sie gewiß auf alle, die besonders sanfte und rührende Melodien lieben. Nichts beruhigt, nächst der Religion, den Kummer der Seele und die Stürme der Leidenschaften mehr als Musik. Auch bei Friedrich zeigte sich das recht deutlich; denn als er seit seinem 67. Jahre aufhörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empfindlicher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei ihm die große Ordnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Thätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh auf; im Sommer zu der Zeit seiner Reisen, schon um 2 Uhr, und ging dann gleich an seine Arbeiten. Entweder saß er allein an seinem Arbeitstische, oder die Eabinetssecretaire statteten ihm über ine Tages vorher eingegangenen Sachen Bericht ab. Dann ging es auf die Parade, die er nie versäumte. Nach derselben ritt er spazieren, ertheilte Audienzen, schrieb Briese oder las.' Schlag 12 Uhr, seltener um 1 Uhr, ging er zur Tafel, wobei er immer m der besten Laune war; denn hier hatte er immer Männer von Verstand und Kenntnissen bei sich, mit denen er sich französisch unterhielt. Meist sprach er selbst. Nach Tische unterschrieb er die Schriften, die indessen seine Räthe und Secretaire ausgearbeitet

3. Theil 4 - S. 134

1880 - Stuttgart : Heitz
134 Neueste Geschichte. 2. Periode. Griechenland. An 7000 Familien wurden ausgerottet und 23 Tage lang sah man auf der Insel die Rauchsäulen von den brennenden Dörfern aufsteigen. Solche Gräuelthaten erhöhten den verzweifelten Muth der Griechen, welche sich durch ihr Riesenunternehmen die lebhafteste Theilnahme der europäischen Völker erwarben. Ueberall bildeten sich Vereine von Philhellenen (Griechenfreunden), welche Geld und Streitkräfte zu sammeln bemüht waren, um dem tapfern Völkchen zu Hülfe zu kommen und wo möglich den barbarischen Osmanen ihr Besitzthum in Europa wieder zu entreißen. Eine begeisterte Schaar zog unter dem württembergischen General Normann, welcher jedoch bald dem Klima erlag, den Griechen zu Hülfe; der Genfer Eynard verschaffte aus eigenen und fremden Mitteln den muthigeu Freiheitskämpfern bedeutende Geldmittel, und der berühmte englische Dichter Byron, welcher durch seine poetischen Ergüsse die Begeisterung für Griechenland beleben half, ging selbst hin, in Griechenland zu kämpfen und zu sterben. (1824). Unter Demetrius Apsilanti und Maurokordato hatten sich die Griechen, welche in Morea fast überall siegreich waren, eine republikanische Staatsform gegeben. Bis 1825 dauerte die Reihe ihrer glücklichen Kämpfe, da wandte sich das Glück gegen sie, indem der türkische Sultan unerwartete Hülse erhielt. Der Pascha von Aegypten, Mehemed Ali, hatte nach Vernichtung der wilden Mameluckenherrschaft einen Staat mit europäischen Einrichtungen und mit einer geordneten Kriegsmacht begründet. Ihn bewog der Sultan Mahmud, seinen Sohn Ibrahim mit einem Heer Aegypter und Araber zur Unterwerfung der Griechen nach Morea zu schicken. Wären die Griechen einig gewesen, so hätten sie vielleicht die Landung des fremden Heeres verhindern können; der Zwiespalt ihrer Führer aber kam ihren Feinden zu Statten, die Halbinsel Morea wurde größtenteils bezwungen, die festen Plätze zur Uebergabe genöthigt, der Peleponnes schrecklich verwüstet, und endlich rückte Ibrahim 1825 vor die Festung Missolunghi, welche am Eingänge des Meerbusens von Korinth liegt und schon seit längerer Zeit von einem Türkenheer vergeblich belagert worden war. Der ägyptische Führer schwor, sie müßte genommen werden, und sollte auch das ganze Heer darüber zu Grunde gehen. Mit bewunderungswürdiger Tapferkeit vertheidigten sich die Griechen. Unzählige Stürme wurden abgeschlagen und Hunderte von türkischen Leichen vor den Wällen begraben. Aber immer stärker wurde der

4. Theil 2 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Johanniter. Tempelherren. 125 tief)er, als Peter der Einsiedler, der nun sein Werk herrlich gekrönt sah. Welches Entzücken mochte sein Herz durchbeben, als die dort wohnenden Christen ihm die Hände drückten und ihm einmal über das andere ihren Erretter nannten! Wer sollte aber das neue Reich beherrschen? Keiner war wohl würdiger als Gottfried von Bouillon, und auf ihn fiel auch die einstimmige Wahl als König von Jerusalem. Aber der wackere Mann lehnte diesen Titel ab; die Regierung nahm er an. Nie würde er, sagte er, eine Königskrone da tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen habe. Er nannte sich nun Schutzherr Jerusalems und des heiligen Grabes. Aber schon das Jahr darauf starb er, von allen mit Recht betrauert; denn seines Gleichen war im ganzen Heere nicht. Sein Bruder Balduin erbte nach ihm das Reich, war aber nicht so bescheiden wie er, und nannte sich ohne Bedenken König von Jerusalem.*) 64. Der Ritterorden der Johanniter, Templer und Deutschen. — Fortgesetzte Kreuzzüge. — Folgen derselben. Schon fünfzig Jahre, ehe der erste Kreuzzug unternommen wurde, hatten einige fromme Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Kloster und ein Hospital angelegt, welches sie nach dem von ihnen gewählten Schutzpatron das Hospital des heiligen Johannes von Jerusalem nannten, und in welchem arme und kranke Pilger ausgenommen werden sollten. Diese menschenfreundliche Absicht wurde von allen, die davon hörten, höchlich gelobt und die Stiftung reichlich beschenkt, so daß ein Flügel nach dem andern angebaut und die Zahl der pflegenden Mönche recht vermehrt werden konnte. *) Die Thaten der Kreuzritter, besonders Gottfrieds von Bouillon und Tancreds,hat ein ausgezeichneter Dichter des 16. Jahrhunderts, Torquato Tasso, in einem herrlichen Gedichte: Das befreite Jerusalem, in italienischer Sprache besungen. Tasso wurde 1544 in Sorrento, einer Seestadt im Königreiche Neapel, geboren, zeichnete sich schon als Kind durch ausnehmende Talente aus und lebte nachher an verschiedenen Orten Italiens, am meisten in Ferrara, wo er das Unglück hatte, in Melancholie zu verfallen und von dem Herzoge sieben Jahre lang im Irrenhause gefangen gehalten zu werden. Mit Mühe erhielt er seine Freiheit wieder, lebte, immer argwöhnisch, selbst" gegen seine Freunde, bald hier, bald dort, und starb endlich 1595 in Rom, eben als er als Dichter auf dem Capitol gekrönt werden sollte. Sein „befreites Jerusalem" ist auch ins Deutsche übersetzt von Grieö und von Streckfuß.

5. Theil 2 - S. 66

1880 - Stuttgart : Heitz
66 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. ■ hätte, sah man jetzt überall Bearbeitungen oder auch bloße Ueber-setzungen aus der lateinisch-kirchlichen oder auch klassischen Literatur auftauchen, als deren wichtigster Vorläufer die Evangelienharmonie zu betrachten ist, welche der rheinfränkische Mönch, Otfried, in der zweiten Hälfte des vorhergehenden Jahrhunderts gemacht hatte, zugleich das älteste grüßen Denkmal hochdeutscher gereimter Verskunst, wie für Niederdeutschland derselbe Stoff (die altsächsische Evangelienharmonie, gewöhnlich „Heliand" genannt) ebenfalls in poetischer Form, aber noch in der des Stabreimes bearbeitet wurde. Als das charakteristische Zeichen für das geistige Leben des damaligen Deutschlands überhaupt möchte gelten, daß sogar die nationale Heldensage, welche noch ganz auf heidnischem Grunde beruhte, jetzt selbst unter den Geistlichen eifrige Pflege fand, welche sie in lateinischer Sprache und antiker Metrik behandelten, wovon uns noch heut in dem „Walther von Aquitanien" des St. Gallischen Abtes Eckehart (| 973) und in dem nicht viel spätern „Ruod-lieb" Beispiele vorliegen. Otto zog drei Mal nach Italien, und hier gefiel es ihm so wohl, daß er schon daran dachte, in Rom seine Residenz für immer aufzuschlagen. Aber bald lernte er die Tücke der Italiener kennen. Es entstand nämlich in Rom, während er die benachbarte Stadt Tivoli belagerte, ein gewaltiger Ausruhr gegen ihn. Das Volk sperrte die Thore und die Straßen und hieb mehrere von des Kaisers Begleitern nieder. Otto mußte Rom förmlich belagern. Doch bald sahen die Römer, daß sie unterliegen müßten, und versprachen Unterwerfung. Er nahm diese an, bestieg aber, ehe er einzog, einen der Belagerungsthürme und hielt eine Rede an die Römer: „Seid ihr nicht meine Römer? Aus Liebe für euch habe ich mein Vaterland verlassen und meine Verwandten, und habe euch als meine Kinder betrachtet. Und nun, zum Dank dasür, habt ihr mich, enern Vater, ausgeschlossen. Dennoch trage ich euch in meinem Herzen; denn ich weiß, nur einige Verruchte haben euch aufgewiegelt." Wirklich wurde das Volk dadurch bis zu Thränen gerührt und lieferte die Rädelsführer aus. Nun erst hielt er seinen Einzug. Aber einige Monate darauf war er schon eine Leiche; er starb in Rom 1002, und man munkelte, daß er vergiftet worden sei. Das hätte er in Deutschland nicht zu befürchten gehabt. Er war nur 21 Jahre alt geworden und hinterließ keine Kinder. Die Römer vertrieben die Deutschen bis an die Alpen.

6. Theil 2 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Folgen der Kreuzzüge. 145 zu zeichnen, um die neuen geographischen Entdeckungen anschaulich zu machen. Aber freilich waren sie höchst unrichtig und haben mit unsern so genauen Karten gar keine Aehnlichkeit. So wie große Thaten immer Geschichtschreiber und Dichter, welche durch sie begeistert werden erwecken, so war es auch bei den Kreuzzügen der Fall. Jene waren zum Theil Solche, welche selbst an den Tagesbegebenheiten Antheil genommen hatten, und aus den Dichtern gingen in Frankreich die Troubadours und in Deutschland die Minnesänger hervor. Auch andere Wissenschaften, z. B. die Arzneikunde, in der die Araber die Europäer damals übertrafen, und die Naturgeschichte machten seit jener Zeit große Fortschritte. Dies sind nur einige der Vortheile, welche die Kreuzzüge für die Abendländer zur Folge hatten. Müßten wir nicht kurz sein, so ließe sich noch eine Menge derselben anführen, z. B. die Gartenkunde; die Kunst, Dämme und Schleusen anzulegen; das Schachspiel, die Trommel, das Horn, auch manche Luxusartikel wurden nach den Abendländern verpflanzt. Es sei hier die Stelle, noch eines Kreuzzuges zu gedenken, welcher eine ganz andere Unternehmung herbeiführte, als anfänglich beabsichtigt war. Im Jahre 1202 sammelten sich meistens französische Herren zu einem Kreuzzuge und verbanden sich mit den Venetianern, deren Doge Heinrich Dandolo, obwohl schon 94 Jahre alt und erblindet, selbst Theil nahm. Unterwegs wurden sie von einem griechischen Prinzen, Alexius, dessen Vater Isaak Ii. in Constantinopel entthront worden war, um Hülfe gebeten und ihnen vortheilhafte Anerbietungen dafür gemacht. Sie segelten vor jene Hauptstadt und setzten den Isaak wieder ein, der aber nebst seinem Sohne Alexius bald das Leben verlor. Da erstürmte das Kreuzheer 1204 Constantinopel und erhob Balduin Grafen von Flandern auf den Thron. Dieses lateinische (abendländische) Kaiserthum hat aber nur ungefähr 50 Jahre bestanden. (Kaiser Balduin fiel gleich im zweiten Jahre seiner Regierung in die Gewalt der Bulgaren und wurde von ihnen unter grausamen Martern getödtet.) Im Jahre 1261 wurde Constantinopel von Michael Paläologus wieder genommen und das griechische Kaiserthum hergestellt. lang umherreiste. Er war der Erste, der nach China kam und die dahinter liegenden Inseln kennen lernte. Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 10

7. Theil 2 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. — „Gut!" sagte der Minister, „nun weiß man doch, daß ihr allgemein den Herzog zum Könige haben wollt." Und Glocester? — Der stellte sich, als wüßte er von diesem ganzen Gaukelspiele nichts, und ließ sich erst recht bitten und nöthigen, ehe er die Krone annahm. Auf dieses lächerliche Schauspiel folgte dann ein desto traurigeres. Richard Iii. — so nannte sich Glocester als König — (1483—85) befahl dem Commandanten des Towers (sprich Tauer) in London, Sir Brakenbury, wo er bereits den jungen König und den kleinen Jork eingesperrt hatte, diese beiden Kinder zu todten. „Behüte der Himmel!" antwortete der brave Mann. — „Gut!" sagte Richard, „so befehle ich, daß du auf eine Nacht dem Sir Tyrrel die Schlüssel des Towers abtrittst." Das geschah. Dieser Unmensch hatte versprochen, die Schandthat zu vollführen. Er nahm drei Gehülfen mit. Nachts schlich er sich mit ihnen an die Thüre des Zimmers, wo die Kinder sorglos schlummerten. Er schickte die Mörder hinein; er selbst wartete draußen das Bubenstück ab. Jene drückten Betten auf die armen Knaben, bis sie erstickt waren, zeigten dann dem Tyrrel die nackten Leichname und dieser ließ sie unter einem Haufen Steine tief in die Erde vergraben. *) Nun erst glaubte Richard ruhig athmen zu können; denn die Söhne seines andern Bruders, des Herzogs von Clarenee (sprich Clärens) hatteer fest in den Tower eingeschlossen; sie schienen ihm nicht gefährlich. — Sollte Richard wohl ruhig bis an sein Ende regiert haben? Wir sind gewohnt, solche Bösewichte auch elend endigen zu sehen. So war es auch hier. Schon zwei Jahre nach seiner Schandthat landete der letzte Sprößling des Hauses Lancaster, *) Der berühmte Dichter Shakspeare, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts in England lebte, sagt in seinem Trauerspiele „Richard Iii." ebenso rührend als schön: So lag das zarte Paar, Sich fest umschlingend Mit den unschuldigen Alabasterarmen, Wie Rosen Eines Stengels ihre Lippen, Die sich in ihrer Sommerschönheit küssen, Und ein Gebetbuch lag auf ihrem Bette. — Man würgte hier Das süße Werk, das schönste, das Natur Seit Anbeginn der Schöpfung je gebildet. Das Zimmer, wo die That geschah, ist noch heute zu sehen und wird der Blutthurm genannt.

8. Theil 1 - S. VIII

1880 - Stuttgart : Heitz
Viii Vorwort zur ersten Auflage. ist dieser Fehler so allgemein. Keiner wird Seine, Marseille, Chateaubriand und dergleichen aussprechen, wie sie geschrieben werden, sondern wie man sie in Frankreich ausspricht; warum wollen wir denn englische, spanische, holländische und italienische Namen wie deutsche aussprechen? — Wo die Betonung nicht allgemein bekannt ist, hat der Verfasser sie hinzugesetzt. Lreslau, den 30. Junius 1822.

9. Theil 1 - S. 84

1880 - Stuttgart : Heitz
84 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Als die Gesetze vollendet waren, wurden sie in hölzerne Tafeln geschnitten, und Solon nahm dem Volke einen Eid ab, daß es sie befolgen wolle; hundert Jahre lang wünschte er sie erhalten zu wissen; dann, meinte er, könnten bessere kommen. Um sich von der mühevollen Arbeit zu erholen, reiste er 10 Jahre lang in verschiedenen fremden Ländern umher und kam unter andern nach Lydien, wo er den reichsten Mann seiner Zeit, den König Krösus, kennen lernte. Als er nach Athen zurückkehrte, erlebte er es noch, daß einer seiner Verwandten, Pisistratus, sich der Oberherrschaft bemächtigte. Man nannte einen solchen Gewaltherrn in einem sonst freien Staate einen Tyrannen. Indeß führte Pisistratus seine Herrschaft mit milder Gesinnung. Von seinen Söhnen — Hippias und Hipparch — wurde der letztere ermordet und der erste verjagt (510). Er begab sich nach Persien, wo er durch seine Aufhetzungen viel zu dem Zuge des Darms gegen die Griechen beitrug. Zu Solons Zeit lebten auch die sogenannten sieben Weisen, von denen er selbst einer war. Das waren weise Männer, die in verschiedenen Städten und Inseln Griechenlands und Kleinasiens lebten, ihren Mitbürgern weise Gesetze und Rathschläge gaben, oder lehrreiche Denksprüche hinterließen. Auch fällt in seine Zeit der erste rohe Anfang der Schauspielkunst. Es soll ein gewisser Thespis gewesen sein, der mit einem Karren umherzog und bei einem Winzerfeste von da herunter ein Heldengedicht declamirte, vielleicht auch kleine Gespräche aufführte, in denen er die verschiedenen Stimmen der handelnden Personen nachmachte. Solon ereiferte sich über diesen Mann sehr. Nachdem er ein solches Schauspiel mit angehört hatte, fuhr er den Thespis an: „Ich wundere mich, daß du dich nicht schämst, vor einer so großen Versammlung zu lügen!" — Und als Thespis, sich entschuldigend, erwiderte, es wären ja nur poetische Erdichtungen, um das Volk zu ergötzen — da schlug der strenge Gesetzgeber mit seinem Stocke unwillig auf die Erde uttd rief: „Wehe uns, wenn wir erst Geschmack an ergötzlichen Lügen finden! Dann wird sich Lug und Trug auch bald in die ernsthaftesten Geschäfte einschleichen." — Welch einen kleinen Anfang nahm doch die jetzt so weit ausgebildete Schauspielkunst; schon hundert Jahre später brachte Griechenland einige herrliche dramatische Dichter hervor.

10. Theil 1 - S. 88

1880 - Stuttgart : Heitz
88 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Römer. alte Mann war außer sich vor Freude; er drückte vor den Augen der ganzen Versammlung seinen Sohn an sein Herz,' und, überwältigt von der großen unerwarteten Freude, sank er entseelt zu Boden. Wahrlich, ein beneidenswerter Tod! Alle Zuschauer waren tief bewegt, kein Auge blieb trocken, und Alle begleiteten die Leiche zu Grabe. Ein ander Mal siegten zwei Brüder, und als sie hervortreten mußten, den Preis zu empfangen, holten sie ihren alten Vater aus den Zuschauern heraus, schmückten ihn, der in seiner Jugend auch einmal den Preis davongetragen hatte, mit den Olivenzweigen und trugen ihn im Triumphe vor den Augen der entzückten Zuschauer umher. Alle jauchzten laut; man warf dem glücklichen Vater Blumenkränze zu, und Einige riefen: „Stirb nur, Diagoras! denn nun kannst du nichts Herrlicheres wünschen!" — Wirklich erlag auch der Greis unter dem Strome seiner Gefühle und sank leblos vor den Blicken der Zuschauer zu Boden, die den Vater und die beiden Söhne, die ihn durch Freude getödtet hatten, glücklich priesen. Aber nicht allein die Körperkräfte wurden hier geübt. Wer während der vier Jahre ein treffliches Werk, dessen er sich nicht schämen durste, zu Stande gebracht hatte, legte es hier den versammelten Griechen vor. Die schönsten Werke der dramatischen Poesie, die Meisterwerke der. Geschichte und andere wurden hier den erstaunten Ohren der Versammelten vorgelesen und der Ruhm der Verfasser schnell durch ganz Griechenland verbreitet. Eine so treffliche Einrichtung war es werth, daß sie sich über 1000 Jahre erhielt, und für jeden Griechen hatten diese Spiele so vielen Werth, daß man bald die Jahre nach ihnen zu zählen anfing. Man nannte die Zeit von einem Spiele zum andern, also einen Zeitraum von vier Jahren, eine Olympiade. Die olympischen Spiele waren nicht die einzigen in Griechenland. Aehnliche wurden auch bei Delphi nach Verlauf von vier Jahren gefeiert; man nannte sie die pythischen. Die isthmischen hielt man auf der Landenge, welche den Peloponnes mit dem festen Lande verbindet, dem Jsthmos, also bei Korinth; aber schon nach Verlauf von drei Jahren; eben so die nemeischen, so genannt von Nemea im Peloponnes.
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